Trans Bayerwald mit Wolfi

Trans Bayerwald

Trans Bayerwald. Dieses Tourenangebot teilt sich in eine Nord- und eine Südroute auf. In unserer Event- und Routen-Übersicht haben wir neben vielen anderen Bikepacking Events auch hierzu Informationen bereitgestellt. Unser Bikepacking Freund Wolfi hat sich die Trans Bayerwald (Teile Nord- und Südroute) vorgenommen und erzählt Dir seine Geschichte.

Tag 1: Ruselabsatz bis Nammering

Pause am Gottmannsdorfer See
Pause am Gottmannsdorfer See
Anfahrt mit dem Zug nach Deggendorf. Dann gefühlt immer hoch auf einer stark befahrenen Straße in Richtung Track. Der Verkehr verstärkt das Bedürfnis, abseits von Straßen und Menschen zu fahren. Nach ca. 10 km komme ich am Ruselabsatz an. Kurze Wartezeit und Tobi und Michel treffen ein. Wiedersehensfreude, Michel kennen lernen und los geht`s. Und obwohl ich Zweifel habe, inwiefern die Strecke für Mountainbiker vom Untergrund her attraktiv ist, lassen die ersten Trails und Herausforderungen nicht lange auf sich warten. Abfahrten und Anstiege mit Wurzeln und groben Steinen und ausgewaschene Passagen zeigen uns schnell, dass es sich wohl lohnen wird, die Trans Bayerwald zu fahren und dass das Mountainbike auf jeden Fall der richtige Begleiter ist. Das Wetter passt auch und Tobis Bremsen zeigen sich wie schon 2019 bei jeder Abfahrt zwar relativ wirkungslos, aber dafür laut… Wir kommen auf der Süd 6 immer wieder durch kleinere Orte und auch an vielen teils verlassenen Gehöften sowie an einem See im Wald (Gottmannsdorfer See) vorbei. Die Strecke fällt die ersten 15 km eher ab und steigt danach tendenziell an. Nach ca. 25 km erreichen wir am Brotjacklriegel den höchsten Punkt der Etappe und gönnen uns dort unser seit zwei Jahren ausstehendes Radler.

Das erste Nachtquartier

Wir rollen wieder eher abwärts Richtung Eging am See, essen dort zu Abend und halten danach langsam die Augen nach einem Nachtlager offen. Eine schöne Halle ist leider dicht, Park und Spielplatz sind stark frequentiert und ringsum von Wohnhäusern umgeben, die Grillhütte ist in Wahrheit ein öffentliches WC - also weiterfahren… Es geht durch Wald auf einer ehemaligen Bahnlinie weiter. Etwas später liegt laut Karte rechts von uns ein Sportplatz mit Gebäude, nur befinden wir uns in einem Geländeeinschnitt der Bahntrasse, aus dem wir nicht so leicht heraus auf die Brücke kommen, die uns dort hinführen könnte… also noch weiter. Einfach am Straßenrand schlafen? Ich rebelliere (Fliegen, kein Schutz vor Regen und möglicherweise Spaziergänger mit Hunden in den frühen Morgenstunden) und überrede die Jungs, etwas weiter zu fahren und doch zu versuchen, zu dem Sportplatz zu kommen. Der Weg wird sehr matschig, der Bewuchs immer dichter und dann hört der Weg auf. In der Dunkelheit schiebe bzw. trage ich das Rad die Böschung hoch und inspiziere den Platz. Perfekt! Vordach, keiner da, sogar Wasserhahn am Haus und eine Kamera, die auf uns aufpasst… wir machen es uns gemütlich, schauen den Mährobotern zu und die Jungs schrauben ihre Flachmänner endlos auf und zu - eine Geräusch zur Handlung, das sie sehr glücklich macht.
Trans Bayerwald Tagesdaten
  • Etappen: Teil von Süd 6, Süd 7, Teil von Nord 1
  • Daten: 60,71 km, 1202 hm, 4:29 h, Ø 13,5 km/h, Temperatur 11-19°C (Ø 14,2°C)
  • Wetter: sonnig
  • Höhe Übernachtung: 470 m

Tag 2: Nammering bis Aussichtsturm Oberfrauenwald

Tag 2 der Trans Bayerwld
Wetter gut, entspanntes Fahren und vor allem immer wieder schöne Aussichten
Gemütliches Aufstehen und losfahren, um warm zu werden. Nach 500 m kommt die erste Erkenntnis: Der Umweg gestern Abend wäre nicht nötig gewesen, hätten wir in der Dunkelheit eine etwas zugewachsene Verbindung zwischen dem Radweg und der Zubringerstraße erkannt (beim nächsten Mal dann …). Kaffee und etwas zu Essen in einer Bäckerei und weiter auf der Süd 7 Richtung Passau. Die Strecke ist deutlich „zahmer“ und so kommen wir gut vorwärts. In Passau die Veste Oberhaus (Endpunkt Südschleife) kurz durchfahren bzw. von außen besichtigen und unterhalb in der Stadt eine kurze Rast mit Radler. Weiter geht`s einige Kilometer an der Donau entlang auf Asphalt inkl. einigen E-Bikern und viel Verkehr. Dann biegt unser Track ab und wir fahren ein Stück der Erlau entlang und dann relativ lange hoch. Oben angekommen wieder Pause bei „Opa Alfs Rast“ (Kühlschrank mit Getränken und Sitzgelegenheiten), was vor allem bei Michel dafür sorgt, dass er fast in seinen Glückshormonen badet. Auch auf dieser Etappe dominieren eher gesplittete bzw. geschotterte Waldwege. In Breitenberg finden wir eine der wenigen Gelegenheiten zum Abendessen (Pizza) und dann ist es schon wieder früher Abend. Vorbei an einer Skisprungschanze geht es erneut bergauf und irgendwann findet Tobi einen Turm (Oberfrauenwald) leicht abseits des Tracks. Wir schieben den Skilift hoch und werden oben mit einem perfekten Platz für die Nacht belohnt. Aussicht, Panorama und Sonnenuntergang (selbst unten am Turm) sind der Wahnsinn. Wir genießen noch lange den Abend...
Trans Bayerwald Tagesdaten
  • Etappen: Rest von Nord 1, Teil von Nord 2
  • Daten: 117,96 km, 2165 hm, 8:20 h, Ø 14,1 km/h, Temperatur 9-24°C (Ø 16,9°C)
  • Wetter: sonnig
  • Höhe Übernachtung: 868 m

Tag 3: Aussichtsturm Oberfrauenwald bis Finsterau

Ausblick vom Dreisessel
Ausblick vom Dreisessel
Bei Sonnenaufgang erscheinen die ersten Leute auf E-Bikes. Wir haben es auf dieser Tour nicht eilig und gehen es sehr ruhig an. Die Höhenzüge, die wir in der Ferne sehen, offenbaren sich nach und nach nicht nur als Panorama, sondern als Teil unserer Strecke. „Unser“ Turm bleibt dabei noch lange aus der Ferne sichtbar. Langsam wird es Zeit für ein kleines Frühstück am Vormittag. Am Erlauzwieseler Stausee bekommen wir keines, also geht es weiter bis Jandelsbrunn zum Bäcker. Dass wir den Supermarkt zwei Häuser weiter auslassen, wird uns später am Tag noch beschäftigen. Der Anstieg danach zur Kirche Wollaberg versucht an unserer Motivation zu kratzen, aber irgendwann ist er doch vorbei. Dann geht es wieder auf einem Trail abwärts. Der Untergrund ist durchweg gut fahrbar und so kommen wir mittags unten am Dreisessel an. Der „Quälspass am Dreisessel“ hält, was er verspricht und wartet nach einem sehr langen Anstieg oben mit einem langen Rockgarden mit zahlreichen Querrinnen und großen Steinen auf. Mittagessen und einige Sprüche (die hier nicht wiedergegeben werden dürfen) und weiter geht´s. Ständiges Auf und Ab und gelegentlich Passagen, auf denen man sich konzentrieren muss, sorgen dafür, dass die Zeit schnell vergeht. Am späten Nachmittag erreichen wir Mitterfirmiansreut, das einen Supermarkt besitzt (6.00-10.30 Uhr geöffnet), was uns dazu bewegt, eine Weile zu warten, bis ein Gasthaus öffnet, und dann dort zu essen. Danach geht es weiter in Richtung Finsterau, wo wir heute Abend bleiben wollen. Wieder ein langer und geselliger Abend und dann geht´s in die Schlafsäcke.
Trans Bayerwald Tagesdaten
  • Etappen: Rest von Nord 2, Nord 3, Teil von Nord 4
  • Daten: 87,44 km, 2012 hm, 7:03 h, Ø 12,4 km/h, Temperatur 9-21°C (Ø 16,0°C)
  • Wetter: sonnig
  • Höhe Übernachtung: 1062 m

Tag 4: Finsterau bis im Nirgendwo unterm großen Arber

Gewitter im Anmarsch
Gewitter im Anmarsch
Wie immer liegen wir morgens lange und packen gemütlich. Kurzes Gespräch mit zwei Wächtern der Nationalparkwacht. Als wir damit gerade fertig sind, setzt extrem starker Regen ein. Zum Glück können wir diesen in einer Bushaltestelle abwarten. Tobi und Michel checken das Wetter und beschließen, bis zum nächsten Ort abzufahren und dann vom Track zu fahren, um bei den Wetteraussichten die Heimreise etwas früher als geplant anzutreten. Also fahren wir ab nach Mauth zur Tankstelle. Ein letzter gemeinsamer Kaffee und dann ist der Moment des Abschieds schneller gekommen als gedacht.

Trans Bayerwald - ab jetzt alleine

Es ist schade, weil wir uns gut verstanden haben. Aber gleichzeitig freue ich mich auf meinen ganz eigenen Teil des Abenteuers. Kurz den Track suchen und ab jetzt alleine fahren. Hier hat es noch nicht geregnet und es ist schwer vorstellbar, dass es heute noch viel Regen geben soll. Die Höhenmeter summieren sich nach und nach und das Wetter wird zunehmend besser, irgendwann sogar sonnig. Nach vielen Schotterwegen komme ich am Stausee / Trinkwasserspeicher Frauenau vorbei und direkt danach folgt ein sehr schöner und anstrengender Waldweg bergauf mit zahlreichen Wurzeln, Steinen und Rinnen. Die Wanderer sind durchweg freundlich und die Beschilderung ist auf der gesamten Route außerorts so gut, dass der Tacho im Ruhemodus benutzt werden kann. Der Hunger kommt langsam auf und es steht fest, dass in Spiegelau viel gegessen wird. Kurz davor finde ich noch einige Heidelbeeren und dann ist als erste Möglichkeit eine Pizzeria fällig. An einer Tankstelle noch Vorräte kaufen, umziehen auf kurz / kurz und weiterfahren. Es geht viel durch den Wald und gelegentlich an Plätzen vorbei, an denen man sich vorab ein Selbstversorger-Blockhaus mieten könnte. Immer mal wieder wird es auch ziemlich einsam und dünn besiedelt.

Dann kam der Regen ...

Als ich schon einige Höhemmeter gesammelt habe, höre ich immer wieder Donner, scheinbar im Tal und glaube, dass ich mit dem Gewitter nichts zu tun haben werde. Das Tal füllt sich mit Nebel und unten regnet es. Kurz vor einer Gabelung auf dem höchsten Punkt beginnt es leicht zu regnen. An der Gabelung steht eine Schutzhütte (Wildscheuereck zwischen Buchenau und Spiegelhütte). Unterstehen und warten, was kommt? Ja! Nein! Ja? Nein? Der Regen wird stärker, es donnert und ich stehe „kurz“ unter. Zwei Wanderer kommen dazu und kurz danach regnet es richtig stark und das Gewitter ist auch da. Alle zehn Minuten sieht es nach nachlassendem Regen und Gewitter aus, aber sobald eine/r von uns vor die Hütte geht, um genauer zu schauen, blitzt es und der Regen wird wieder richtig stark. Langsam kommt der Gedanke, einfach in dieser Hütte zu schlafen, wobei meine Isomatte den Boden mit den spitzen Steinen nicht mögen wird und es auch noch nicht spät genug ist. Zudem ist draußen schlafen im Nationalpark verboten und ich habe keine Lust auf Diskussionen mit Parkwächtern. Als etwa eine Stunde vergeudet ist, die Wanderer die Hütte verlassen und lachend meinen, dass es nach Übernachtung für mich aussähe, fahre ich den Berg runter in Richtung Spiegelhütte / Zwieslerwaldhaus. Es regnet ohne Unterbrechung die ganze Zeit durch und ist relativ kalt. Also möglichst keine Pause, um nicht auszukühlen. Einfach weiterfahren. Vielleicht erreiche ich ja noch trockenes Gebiet. Wieder viel Wald, schöne Flusstäler und Regen.

Der Große Arber

Dann kommt irgendwann ein Hinweisschild der Route: Großer Arber, 19 km, 660 hm. Sofort steht fest: die Höhenmeter müssen heute noch eingepackt werden und der Gipfel des großen Arber muss auch erreicht werden. Ebenso klar ist, dass das nicht mehr bei Tag geschehen wird. Der Regen lässt nach, die Motivation steigt (nicht aber die Temperatur) und es gibt auch asphaltierte Abschnitte bei moderater Steigung. Ein Parkplatz mit Schutzhütte versucht, mich von dem unvernünftigen Plan abzubringen, aber mein Fahrrad fährt einfach weiter. Es dämmert und der Regen hört tatsächlich auf. Mit steigender Höhe gibt es immer bessere Aussichten an Lichtungen, auch wenn die Umgebung sehr neblig ist und ich meistens in Nebelschwaden fahre. Als es dunkel wird, setzt der Regen wieder leicht ein. Eine Schutzhütte am Beginn eines ruppigen Pfades merke ich mal für die Abfahrt vor, aber erst will ich oben gewesen sein. Mit Licht geht es in Nebel und wieder stärkerem Regen hoch, die Sichtweite beträgt keine 10 m. Es zieht sich bei den Bedingungen länger als gedacht. Die Regenkleidung lässt das Wasser langsam durch. Der Tacho zeigt an, dass der Gipfel kommen müsste und plötzlich erschrecke ich wahnsinnig: aus dem Nichts steht der Turm der Radarstation vor mir. Keine Nebengebäude in Sicht (oder nicht sichtbar), kalt und nass, also schnell runter in der Hoffnung, dass es unterhalb der „Wolken“ nicht regnet und wärmer ist (Der Verstand war wohl schon länger eingefroren…).

Es geht weiter und weiter bergab und die vorhin vorgemerkte Hütte liegt einerseits zu hoch und abseits der Strecke, andererseits glaube ich, eine bessere und wärmere Unterkunft zu finden und habe keine Lust, vom Track abzuweichen. Es ist sehr dunkel und an den Abzweigungen unterwegs stehen keine Hütten. Ich muss in Bewegung bleiben, um bei dem Wetter und den einstelligen Temperaturen nicht zu frieren und für die Suche auf dem Handy sind auch die Finger zu starr. An einer geschlossenen Jagdkanzel halte ich kurz und überlege, sie zu besichtigen … und fahre doch gleich weiter. Einige Zeit später eine schmale Bank mit Dach, die in dem Regen und mit ihrer Breite aber keine Möglichkeit bietet, nicht mit einem Teil der Ausrüstung oder selbst nachts in der Pfütze davor zu landen.

Wo schlafen?

Die Gedanken werden mehr und mehr durch die Frage dominiert, ob ich überhaupt noch eine Unterkunft finde. Es geht ewig bergab und der Regen wird immer wieder ziemlich stark. Nass bin ich längst durch die Kleidung… Dann kommt eine kleine Siedlung, deren Häuser teils beleuchtet sind. Vielleicht gibt es hier einen Fußballplatz mit Überdachung o.ä.? Vielleicht auch eine Pension, aber dafür habe ich wohl noch nicht genug gelitten und ich habe keine Lust, gefragt zu werden, wo ich bei dem Wetter nachts herkomme, oder lange etwas am Ortsrand zu suchen. Außerdem besteht das Risiko, warten zu müssen, bis ich die Auskunft erhalte, dass alles belegt ist und dann ausgekühlt zu sein (Nach der Tour sehe ich auf der Karte, dass es eine Unterkunft mit Bewirtung gewesen wäre). Also fahre ich einfach weiter in den Wald. Dann geht es wieder bergauf und regnet. Die Sorgen, wie der Tag endet, werden größer und langsam kommt die Einsicht, dass es nicht zwingend verkehrt gewesen wäre, die Jagdkanzel oder den Ort zu nehmen. Der Weg wird zum Singletrail, der nicht überall gut erkennbar ist. Im Regen zieht es mich auf nassen Wurzelpassagen zweimal vom Fahrrad, so dass ich den Rest bis in eine kleine Schlucht laufe. Jetzt steht fest: Die nächste mögliche Schlafgelegenheit darf nicht umfahren werden. Egal, wie gut es in dem Moment rollt und egal, wie überraschend mir die Gelegenheit über den Weg läuft. Wieder ein gesplitteter Weg bergab und in einer Kurve steht etwas rechts: eine große, geschlossene Jagdkanzel abseits vom Weg. Schon wieder will ich weiter und überrede mich mühsam, dass es hier für heute abrupt zu Ende sein soll. Fahrrad im strömenden Regen unter die Kanzel, Taschen abnehmen, hochklettern und auf dem „Balkon“ davor auf den glitschigen Brettern ausrutschen, restliches Gepäck die Leiter hochtragen und rein. Genial! Sogar ein Bett ist drin (dass offen ist, ist in dem Moment selbstverständlich. Erst später kommt der Gedanke, dass das keine Selbstverständlichkeit ist). Das nasse Zeug ausziehen und provisorisch aufhängen, Schlafsack auspacken, Brötchen und Gummibärchen essen und hinlegen - bei dem Regen, der von außen an „mein Haus“ prasselt, macht das total glücklich! Ich fühle mich wie im Luxushotel….
Nachbemerkung: Bei einer späteren Betrachtung hätte es unterwegs einige Hütten oder sonstige Übernachtungsmöglichkeiten (manchmal auch wenige hundert Meter abseits vom Track) gegeben. Auf meinem „schlauen Zettel“ hatte ich einige davon mit Kilometerangaben und Orten in der Nähe notiert, aber nach einigen Stunden Fahrt im Regen und entsprechenden Temperaturen denkt man nicht unbedingt immer viel und die Lust zum Kartenstudium ist gering…
Trans Bayerwald Tagesdaten
  • Etappen: Rest von Nord 4, Nord 5, Teil von Nord 6
  • Daten: 99,82 km, 1956 hm, 6:26 h, Ø 15,5 km/h, Temperatur 8-23°C (Ø 12,6°C)
  • Wetter: anfangs sonnig, dann Dauerregen und Nebel, am Nachmittag Gewitter
  • Höhe Übernachtung: 1009 m

Tag 5: Einige Kilometer vor Lam bis Rötz

weicher Untergrund nach ewigem Regen
Der weiche Untergrund kostet viel Kraft
Nachts ließ der Regen schnell nach. Das machte die Nacht sogar unbequem, weil ohne Regen die Angst kam, jedes Geräusch könnte das Erscheinen des wütenden Besitzers ankündigen. Morgens bin ich dafür müde und es ist schon eine Weile hell. Die Kleidung ist in der feuchten Umgebung überhaupt nicht getrocknet, aber ich will wenigstens heute einmal trockene Socken anhaben. Also eine neue Garnitur Kleidung und neue Socken, die leider sofort nass sind, als ich die Schuhe anziehe. Bei Tag steht mein Quartier deutlich näher am Weg, als es nachts aussah und ich bin erleichtert, als ich ohne Menschenkontakt losfahren kann. Der folgende Weg ist eher ein Bach, was am Tag schön zu fahren ist, nachts aber an der Motivation gezehrt hätte. Das erste Dorf kommt, wo ich die Trinkflaschen auffüllen kann und dann geht es nach ein paar Höhenmetern in den nächsten Ort (Lam), wo es ein üppiges Frühstück gibt. Es ist durchgängig trocken und sieht aus, als könnte es ein sonniger Tag werden. Dann beginnt der Anstieg Richtung Ossersattel, bei dem es gleich unten zu regnen beginnt. Nach einer halben Stunde unter einem Dach und Betrachten des Regenradars weiß ich, dass ich weiterfahren muss, weil es ohnehin wieder die meiste Zeit regnen wird. Der Untergrund ist ausgewaschen und steinig und stellenweise steil, wird also dem Anspruch „Mountainbike-Route“ auf jeden Fall gerecht. Teilweise sinkt das Fahrrad auch ein, weil Wasser auf dem Weg herunterläuft und ihn völlig durchweicht hat. Die Nässe kommt wieder durch die Kleidung und damit muss ich auf nichts mehr achten. Der Anstieg kostet Körner, dafür kann ich relativ lange auf der Höhe bleiben.
So geht der Tag mit eher bescheidener Aussicht ins Land. Unterwegs kommt noch die Stadt Furth im Wald, in der die Südroute startet, in der es bei Trockenheit sicher eine Pause mit Bäckereibesuch gegeben hätte. Gegen Abend hört es auf zu regnen und ich sehe tatsächlich blauen Himmel. Da alle Radkleidung komplett nass ist und in der feuchten Luft nicht trocknen wird, steht irgendwann fest, dass ich in einer Pension o.ä. übernachten will. Die nächste und einzige liegt in Rötz, ca. 20 km von meinem Standort. Ich rufe an und bekomme zum sehr fairen Preis das letzte Zimmer (Nach der offenen Jagdkanzel schon wieder Glück: Ein Monteur hatte abgesagt und nur deshalb war das Zimmer frei). Die Anfahrt hat noch ein paar Höhenmeter und führt in einigen Kurven am Ort vorbei, so dass ich deutlich später als geplant ankomme und von den sehr freundlichen Wirtsleuten gerade noch etwas zu essen bekomme. Duschen, Sachen trocknen und mal bei Helligkeit wissen, wo ich schlafen werde, hat auch etwas…
Trans Bayerwald Tagesdaten
  • Etappen: Rest von Nord 6, Nord 7
  • Daten: 107,22 km, 1693 hm, 7:19 h, Ø 12,4 km/h, Temperatur 8-15°C (Ø 12,0°C)
  • Wetter: morgens trocken, dann Dauerregen bis abends, abends bedeckt
  • Höhe Übernachtung: 461 m

Tag 6: Rötz bis Kudernhütte

Ausblick von Burg Lobenstein
Ausblick von Burg Lobenstein
Gutes Frühstück in der Pension und dann ein paar Kilometer zurück zur Strecke. Es geht relativ flach an einem Fluss und einem Stausee entlang und die Kilometer sammeln sich schnell. Das Wetter ist bedeckt, aber es ist angenehm warm. Oft Asphalt oder Splitt als Untergrund, dafür wird es mit der Zeit etwas eintönig. Später geht es gefühlt viele Kilometer auf einer ehemaligen Bahntrasse weiter, wobei die Höhenzüge des Bayerischen Waldes in der Ferne sind und ich mir kaum vorstellen kann, wo später noch einige Höhenmeter herkommen sollen.
Bei Zell ist eine sehenswerte Burgruine (Lobenstein) und danach geht es langsam und kontinuierlich bergauf. Oben wieder lange relativ flach und dann wieder einige Kilometer bergab Richtung Loitzendorf. Die Einkaufsmöglichkeiten sind nicht üppig, aber ausreichend. Danach zeigt sich, wo die Höhenmeter versteckt sind: Es ist klar, dass ich in ein Tal und danach auf den Höhenzug muss, der vor wenigen Stunden noch ganz weit entfernt war. Ab Landorf geht es auf den ersten Höhenzug und wieder hinunter, danach über ca. 12 km unterteilt in zwei Anstiege mit Zwischenabsatz längere Zeit bergauf.
Der Plan ist, diesen Abend noch bis St. Englmar zu fahren, mich dort zu verpflegen und dann noch ca. 4 km mit einem längeren Anstieg zur Kudernhütte zu fahren. Nach einem kleinen Dorf mit Skilift scheint das erreichbar. Es geht den Berg hoch und laut Tacho müsste ich jeden Moment in St. Englmar sein. Inzwischen wird es dunkel, und bis ich oben am Berg bin, ist es Nacht. Nach wenigen Kilometern im Wald kommt statt dem Ort eine kleine Hütte direkt am Weg und ich schaue, ob ich dort übernachten könnte. Am Giebel steht „Kudernhütte“ - ich habe mich zu sehr auf die Kilometerangaben des Tachos verlassen und das kleine Dorf war St. Englmar. Also hat sich der Einkauf erledigt, dafür aber auch die Höhenmeter: ich bin auf 1030 m. Also Bänke so gut es geht zusammenstellen, umziehen, auspacken und noch etwas vom Notvorrat essen. Bei relativ starkem Wind, der vor der Hütte Nebenschwaden vorbeitreibt, ist es in der Hütte (die eigentlich mehr oder weniger nur ein Dach ist) ganz gemütlich.
Trans Bayerwald Tagesdaten
  • Etappen: Süd 2, Süd 3, Süd 4, Teil von Süd 5
  • Daten: 132,73 km, 2702 hm, 8:53 h, Ø 14,9 km/h, Temperatur 8-20°C (Ø 14,0°C)
  • Wetter: morgens bedeckt, dann sonnig
  • Höhe Übernachtung: 1014 m

Tag 7: Kudernhütte bis Ruselabsatz

Kudernhütte
Kudernhütte
Die einzelnen Jogger, die ab der Morgendämmerung vorbeikommen, zwingen trotz Kälte (5°C) zum Aufstehen. Heute kann ich mir Zeit lassen, weil das Wetter gut zu werden scheint und die Reststrecke bis zum Ausgangspunkt überschaubar ist. Da ich den Weg nicht sofort finde, komme ich noch an einen schönen Aussichtspunkt auf der Höhe (Knogl, 1056 m). Auch hier hätte es eine Hütte gegeben. Verschlossen, mit Terrasse. Bei anderer Witterung wäre das ein 1a Schlafplatz gewesen. Es geht lange abwärts, danach wieder bergauf und nach einigen Kilometern sehe ich einen Wegweiser zum „Schuhfleck“. Der Weg hätte ein paar Kilometer und einige Höhenmeter erspart, aber ich will ja der Route folgen… Die Sonne kommt heraus und es wird warm. Nach ca. 60 km komme ich nach Grafling und weiß, dass jetzt ein Anstieg mit ca. 710 hm zum Dreitannenriegel (1088 m) vor mir liegt.
Die Motivation ist in dem Moment etwas mehr als 710 hm abgefallen. Also in den Dorfladen, die halbe Bäckerei kaufen und einen Kaffee reinziehen und eine Viertelstunde später ist alles wieder gut. Der Weg beginnt als Splittweg und geht irgendwann nach dem Berghaus Loderhart in einen oft kombinierten Wander-/Bikeweg mit vielen Wurzeln, Steinen und knackigen Anstiegen über. Am Dreitannenriegel steht wieder eine schöne Hütte, die ich leider in dem Moment zumindest nicht zum Übernachten gebrauchen kann. Dann geht es wellig zum Geißkopf, den ich nach einigen obligatorischen Verfahrern erreiche. Turm besteigen, Aussicht genießen, Den Leuten am Sessellift und im Bikepark zuschauen und dann abfahren. Durch die vielen Streckenquerungen mit dem Bikepark und die vielen Wanderer ist das nicht so schön, wie es sein könnte. Dann kommen die letzten Kilometer zum Ausgangspunkt. Sie ziehen sich immer wieder. Immer nochmal ein Anstieg, Matsch und dann noch zwei Bäche queren. Eigentlich schön, wenn man sich nicht vorstellt, gleich am Ziel zu sein und die Realität etwas Anderes macht. Schließlich erreiche ich am frühen Nachmittag bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen meinen Ausgangspunkt auf dem Ruselabsatz.
Umziehen, Pause machen, langsam wieder an die Heimreise denken und nebenbei versuchen, sich an alles zu erinnern und alles zu ordnen…
Trans Bayerwald Tagesdaten
  • Etappen: Rest von Süd 5, Süd 6, fehlender Teil von Süd 7
  • Daten: 70,07 km, 1838 hm, 5:38 h, Ø 12,4 km/h, Temperatur 5-22°C (Ø 12,7°C)
  • Wetter: sonnig

Trans Bayerwald - mein Fazit

Die Trans Bayerwald ist keine Spazierfahrt auf Waldautobahnen. Teilweise unterscheiden sich die einzelnen Strecken in ihren Anforderungen und der Art der Streckenführung stark voneinander. Natürlich gibt es flachere oder schnellere Abschnitte mit weniger Anforderungen an Kondition oder Fahrtechnik. Auch eintönigere Abschnitte gehören zu einer Tour dazu (wobei das immer individuelle Wahrnehmungen sind), aber es wird sicher nicht dauerhaft langweilig, weil die Trans Bayerwald immer Abwechslung im Untergrund, Höhenmeter, Ausblicke, schöne Stellen und vieles mehr bereithält. Da im Nationalpark Fuß- und Radwege getrennt sind, ist dort die Wahrscheinlichkeit gering, dass sich Fußgänger an Radfahrern stören. Schutzhütten etc. sind eher selten (im Nationalpark ist Übernachten außerhalb erlaubter Flächen verboten), dafür ist das Informationsmaterial des Tourismusverbandes sehr umfangreich und nennt die oft einzigen Übernachtungsmöglichkeiten in Pensionen und Hotels. Bei der Infrastruktur gibt es teils buchstäblich „Durststrecken“, d.h. man sollte sich im Vorfeld gut informieren, wo man sich wann verpflegen kann und dabei auch die teils kurzen Öffnungszeiten einzelner Geschäfte beachten. Wie immer kann eine Notration für einen Tag im Gepäck die Rettung sein. Landschaftlich lohnt sich die Trans Bayerwald auf jeden Fall, zudem ist sie so gut ausgeschildert, dass man auf dem Großteil der Strecke den Track anhand der Schilder gut findet. Naturgemäß muss man innerorts manchmal eher auf den GPS-Tacho als auf Schilder schauen. Regen und Kälte über gut zwei Tage haben das Vorankommen natürlich etwas schwieriger gemacht und die Trans Bayerwald für mich teilweise auch zur „Willenssache“ gemacht. Am Schluss ist aber auch das nur ein Beitrag zu einem unvergesslichen Erlebnis, das sich gelohnt hat. Wer es anspruchsvoll will der versucht, alles hochzufahren und setzt sich ein Zeitlimit…
Bildquelle
Alle Bilder hat Wolfi fotografiert, die Bildrechte liegen bei ihm.
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