
Leidenschaft Bikepacking
Als Selbstversorger bewegen sich Bikepacker fern ab der üblichen Radwege und Zivilisation. Bikepacker sind auf Mountainbike-Trails unterwegs, über Stock und Stein, durchqueren Flüsse. Ok. Bäche. Bikepacking ist quasi der Mix aus Wandern, Pfadfinderei und Fahrradfahren: minimalistisches Gepäck, nahe und fest am Rad verbaut, möglichst leicht und effizient. Ob als Rennen oder als Tour. Heute teilen die Leidenschaft Bikepacking immer mehr Menschen. Und vielleicht machmal auch nur für ein Wochenende. Hauptsache raus. Hauptsache Natur. Hauptsache Rad.Schrauben

Träumen
Youtube leer saugen. Die üblichen Verdächtigen scannen. Suchwort: “bikepacking”. Oder: “Outdoor”, “Overnighter”, “Packliste bikepacking” u.v.m. Ergebnis-Sortierung: gibt es einen neuen Film? O ja! “6 hours ago”. Perfekt – gleich mal angucken!Weiter zu Spotify: Podcasts durchforsten. BiketourGlobal, Die wundersame Fahrradwelt, Travel & Ride, ENJOYYOURBIKE, Radelmädchen. Habe ich welche vergessen? Bestimmt.
Packen

Hashtag-Strategien, um alles mitzukriegen. Geiles Equipment. Gear Porn. Zoom. Mist, Auflösung zu niedrig, kann den Hersteller nicht erkennen. Virtuelle Freundschaften gründen. Echte Freundschaften gründen. Beim nächsten Event. In die Szene eintauchen, immer wieder die gleichen Namen. Gunnar Fehlau. Martin Moschek, Torsten Frank. Sofiane, cyclingrapha, und viele mehr. Wo nehmen die nur immer all die Zeit her? Haben die keinen Beruf? Familie?
Hm. Mag ich eigentlich nicht mehr. Irgendwie zu neugierig, die Datenschutz-Verwirrungen sind mir auch zu kompliziert geworden. Keine Ahnung, was man darf, was nicht. Um seine Leidenschaft zu teilen braucht man ja schon fast einen Rechtsanwalt. Aber trotzdem: passiv mitbekommen was so läuft, ist schon ganz gut. Die Szene trifft sich nach wie vor dort. Veranstaltungen werden geteilt, Kontakte geknüpft. Vielleicht mach ich doch mal wieder mehr bei facebook. Aber irgendwie gezielter als früher.
Komoot
Standard. So wie Wahoo, Garmin und das iPhone. Macht halt doch schöne Bilder. Routenplanung. Der Puls steigt. Tankstellen, Supermärkte, Wasserstellen. Die übliche Planung, die dann doch kaum zum Einsatz kommt, aber ein beruhigendes Gefühl gibt.
Fahren
Dieses großartige Gefühl zu fahren um des Fahrens Willen. Kein “ich muss um 19 Uhr irgendwo sein”. Erlebnis vor Ergebnis. Einfach nur Kilometer machen. Oder stehenbleiben und das Motiv genießen, welches sich gerade zeigt. Sich zurückhalten und nicht jedes Bild machen. Das Bild im Kopf ist das Wichtige.
Und dann dieser ewige Dialog mit mir selbst. Ab Kilometer 100. Oder dem dritten Tag. Bis dann endlich die innere Ruhe eintritt. Ich mich atmen höre, neue Geräusche am Setup entdecke, die mich von nun an begleiten.
Panne
Genau. Geräusche am Setup. Irgendwann passiert es. Klingt nicht, wie es klingen soll. Schadensbild ermitteln. Klingt es beim Schalten komisch? Beim Treten? Lenken? Auf sich gestellt. Hoffentlich das passende Werkzeug eingepackt. Mist – Schaltauge eingepackt? Entschleunigung. Kein Ding, hab’ ja Zeit. Beim Absteigen schwitze ich noch. Ist der Reifen repariert, oder die Kette, oder das Loch in der Sattelstasche abgeklebt, die Inbusschraube wieder angezogen, der Kabelbinder abgeknipst. Jetzt noch die Schmiere an den Händen im Gras abgewischen, geht schon irgendwie. Blick auf die Uhr: Zeitverlust checken. Plan B nötig? Wird der Schlafplatz noch erreicht? In Wahrheit ist es egal. Erlebnis vor Ergebnis. Es geht weiter. Mit ausgeglichenem Puls. Und einem unbeschreiblichen Glücksgefühl.
Kampieren
Lenkerrolle auf, Zeltboden, Zelt, Überzelt, Gestänge, Haken. Alles ersteinmal raus. Steine und Zapfen wegräumen. Alles glatt, Wo ist das Gefälle? Luftmatratze aufblasen, Schlafsack reinlegen, Kopfkissen aufblasen, Merinokram anziehen. Perfekter Tag. Kleinigkeit essen. Im Trangia zubereitet. Großartig. Abspülen geht schnell. Das unterwegs gekaufte Bier ist noch kalt genug. Hoffentlich gibt es jetzt keine Dusche, wenn ich es aufmache.
Jetzt noch ein paar Dehnübungen, um den Apparat morgen wieder einsatzfähig zu bekommen. Ganz schön Kilometer gerissen heute. Aber auch viel gesehen. Das Knacken an der Gangschaltung muss ich mir morgen unbedingt nochmal genauer ansehen, bevor es weiter geht. Aber das kriege ich schon hin. Selbst, wenn das Schaltauge verbogen ist – ich habe ja noch ein zweites dabei …
Schlafen

Langsam neigt sich der Tag dem Ende zu. Wertsachen alle im Zelt. Vielleicht nochmal E-Mails checken, Wahoo an die Powerbank anschließen, Bilder des Tages durchscrollen. Ein letzter Schluck aus der Trinkflasche.
Andere Umgebung. Andere Geräusche. Sie werden weniger. Auch die Umgebung geht irgendwann schlafen. Jetzt höre ich meinen Atem. Meinen Herzschlag. Alles warm eingepackt? Füße aneinander reiben. Kopfkissenposition optimieren. Augen schließen. Den Tage Revue passieren lassen. Großartiges Intro für einen großartigen Traum. Lächeln.
Genau so isses! Wunderbar beschrieben! Hab diesen Blog gerade erst entdeckt.
Grüße, Klaus
Hallo Klaus!
Dann bist Du auf unserer Seite genau richtig! Schön, dass Du uns gefunden hast. Wir veröffentlichen auch immer wieder einmal ein paar Filme auf Youtube. Schon gesehen? Hier geht es zum Kanal!
Beste Grüße, Christian
Hi Zusammen,
toll Euch gefunden zu haben! Das war, wie bei den besten Sachen, durch Zufall bzw. durch den BTG-Podcast. Die von Euch beschriebenen Gefühle und Gedanken habe ich immer wieder und das letzte Mal so richtig bei meinem ersten 200ter von Forst nach Schwedt ( durch den Oderbruch). Danke das es Euch gibt!
LG Stefan