Trinkwasser unterwegs aufbereiten
Trinkwasser: die Flaschen tagsüber leer getrunken und abends dann kein Wasser mehr zum Nudeln kochen. Blöd, oder? Ich persönlich habe einen relativ hohen Wasserbedarf, achte also immer auf Tankstellen, Siedlungen, Supermärkte, Brunnen usw.. Dennoch habe ich meinen Plan B:Oberflächenwasser trinkbar machen.
Was gibt es für Möglichkeiten? Grundsätzlich sollte man natürlich darauf achten, dass man nicht an stehenden Gewässern das Wasser zieht, oder gar in der Nähe einer Kuhweise ;-). Auch die Nähe zu Ackerland ist zu vemeiden, da hier das Wasser oftmals durch Düngung stark verunreinigt ist. Hast Du einen Bach, Brunnen oder Fluss gefunden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Wasser aufzubereiten:
Methode Nr. 1: Wasser abkochen
Durch Abkochen kannst Du nahezu alle Krankheitserreger (Keime, Bakterien, Mikroorganismen, Pilze) abtöten. Das Wasser muss jedoch mindestens drei Minuten kochen. Du musst jedoch auch Deine Höhenmeter kennen! Die Faustregel besagt, dass die drei Minuten auf Meeresspiegel gelten. Je 150 Hm musst Du nochmal eine Minuten draufrechnen. Macht bei 1000 Hm dann 9,5 – 10 Minuten Kochzeit. Also: Trangia* auspacken, Spiritus einfüllen, Wasser abkochen. Geht. Aber ist halt echt Arbeit. Kostet Zeit, man braucht eine Feuerstelle, das Wasser muss wieder abkühlen. Das ist nix für das Bikepacking Adventure. Außer zum Abschluss des Tages. Und dann kannst Du gleich Dein Abendessen kochen. Aber mal ehrlich …
Methode Nr. 2: Wasser destillieren
Genauso anstrengend. Fällt bei einer Bikepacking-Tour eh’ flach. Aber ich wollte es der Vollständigkeit halber mit auflisten.
Methode Nr. 3: Umkehrosmosefilter
Auch eher für die Vollständigkeit der Filtermethoden gelistet. Umkehrtosmose braucht Strom und einen Leitungsdruck von mindestens 2,8 bar. Fällt also auch raus für die Bikepacking-Tour.
Methode Nr. 4: Wasser filtern
Bei Wasserfiltern kann man grob zwischen zwei Arten unterscheiden: Keramik- und Aktivkohlefilter. Keramikfilter filtern bis auf Viren nahezu vollständig Krankheitserreger. Aktivkohlefilter ist ökologisch betrachtet wohl die sauberste Methode, Wasser zu filtern und hat gleichzeitig den Nebeneffekt, dass der Wassergeschmack verbessert wird. Der Vollständigkeit halber: es gibt noch Sedimentfilter, die sind jedoch so grob, sie filtern eher Blütenpollen, Rostpartikel usw. aus dem Wasser. Da kann man auch ganz gut eine Kaffeefiltertüte noch vor den Keramik- oder Aktivkohlefilter setzen.
Um unterwegs Trinkwasser aufzubereiten, gibt es handliche Filtersysteme wie der Sawyer Wasserfilter (arbeitet mit Mikrofaser-Röhrchen, durch dessen Röhrchenwände das Wasser gesogen wird) oder der 500g schwere MSR MiniWorks* Ex Microfilter (der ist nur recht viel Material zum Verstauen).
Beim Kauf eines Wasserfilters solltest Du folgendes beachten:
- Volumen und Gewicht
- Mengenbedarf (für wieviel Personen möchtest Du Trinkwasser aufbereiten?)
- Mikron-Filter-Zahl (die “Feinheit” des Filters), empfehlenswert ab 0,1 Mikron
- möglicherweise zusätzliche Bedarfe an Behältern, Flaschen
Methode Nr. 5: UV-Licht
Auf der südlichen Halbkugel funktioniert es tatsächlich, Wasser in eine durchsichtige Flasche zu füllen, diese zu schütteln und dann in die Sonne zu legen. Das UV-Licht der Sonne befreit das Wasser von Viren. Das funktioniert jedoch nicht in Mitteleuropa. Da ist die Sonne zu schwach. Hier gibt es natürlich Helfer: z.B. der SteriPEN*. Er macht einen Liter Wasser in ein paar Minuten virenfrei, ist aber wieder mehr Gepäck und benötigt vor allem Strom.
Möglichkeit Nr. 6: Chemische Helfer
Katadyn-Tabletten* machen zwar das Wasser trinkbar, es hat aber einen leichten Chlor-Geschmack. Ein klarer Nachteil. Das kriege ich nicht runter. Es fühlt sich an, als würde ich im Freibad einen kräftigen Schluck beim Schwimmen nehmen.
Trinkwasser aufbereiten. Ein Fazit.
So. Alle Methoden mal gestriffen. Was machen wir jetzt am besten?Betrachten wir die Bikepacking-Rahmenbedingungen “geringes Gewicht, kleines Packmaß” sowie die Tatsache, dass wir ja vor allem Radfahren wollen, scheiden zeitintensive Methoden schonmal aus. Damit fällt Methode 1 und 2 raus. Methode 3 lassen wir aus technischen Gründen raus. Bleibt also nur noch die Filter- und die chemische -Methode übrig. Das UV-Licht deckt ja nur eine Teildisziplin ab. Wenn Dich Chlor-Geschmack nicht stört, ist Nr. 6 das Mittel der Wahl: die Tabletten wiegen quasi nichts, sie tun, was sie sollen. Um Oberflächenwasser schmackhaft zu Trinkwasser aufzubereiten, ist die Kombination eines Sawyer-Filters* mit einem Katadyn Aktivkohle-Flaschenadapters* die wohl praktikabelste Lösung. Auch ein Gesamtpreis von ca. € 70 macht das Set attraktiv.
Titelbild aus dem Pool von pixabay.com. Fotograf: Couleur. Mehr Bilder von Couleur findest Du hier.