Expeditionsnahrung beim Bikepacking
Expeditionsnahrung beim Bikepacking ist ein großes Thema: leichtes Gepäck, geringes Volumen, wenig Müll, kein Abspülen und satt mit einer warmen Mahlzeit schnell zubereitet. Wir haben uns mal ein paar Produkte näher angesehen und berichten Dir hier von unserer Erfahrung.Expeditionsnahrung - ein paar wichtige Daten
Wenn Du mit dem Bikepacking-Fahrrad unterwegs bist, zählen vor allem drei Dinge: geringes Gewicht, wenig Volumen und im Idealfall unabhängig satt. Da liegt es nahe, sich mit Expeditionsnahrung zu beschäftigen. Das haben wir natürlich auch getan. Expeditionsnahrung ist dehydrierte Nahrung. Das macht sie leicht und lange haltbar. Es wird aber eben auch Wasser benötigt, um es wieder "zum Leben zu erwecken".
Was fiel uns auf?
Nunja - erstmal preisen alle Hersteller mit zwei Informationen ihre Produkte primär an:
Produktgewicht und
Kalorien. Ein dritter Wert wird jedoch oft vernachlässigt: die benötigte
Wassermenge zur Zubereitung. Bekanntlich wiegt jedoch ein Liter Wasser ziemlich genau ein Kilogramm. Das ist ein wichtiger Aspekt, wenn wir an die "drei Dinge" von oben denken (Gewicht, Volumen, Sättigung). Mit dem Bedarf der Wassermenge geht auch der Bedarf an Brennstoff einher, der natürlich auch wieder Gewicht bedeutet.
Ein Beispiel
Wir haben uns exemplarisch mal drei Hersteller angesehen:
Travellunch,
Trek'n eat und
Tactical Foodpack (die eher auf den männlichen Soldaten oder Abenteurer in ihrer Werbeansprache setzen).
In unserem Beispiel haben wir eine Hauptmahlzeit genommen. Leider bieten alle Drei nicht das gleiche Gericht für den exakten Vergleich an. Unsere Wahl: etwas mit Nudel und Rindfleisch.
Kennzahl |
Travellunch |
Trek'n eat |
Tactical Foodpack |
Produktgewicht (brutto/netto) |
151g 125g |
187g 160g |
137g 110g |
Kalorien |
421 kcal |
666 kcal |
601 kcal |
Wasserbedarf |
450 ml |
480 ml |
400 ml |
Gesamtgewicht (Produkt + Wasserbedarf) |
601g |
667g |
537g |
Gewicht pro 100 kcal |
142,8g |
100,2g |
89,4g |
Du siehst: wenn Dir Gewicht wichtig ist, solltest Du auch die Wassermenge berücksichtigen.
Was für Verpackungen gibt es?
Es gibt durchaus durchdachte und weniger durchdachte Verpackungen. Wir bleiben bei unseren drei Exemplaren:
Travellunch
Die Tüte ist relativ hoch. Oben die Markierung zum Aufreißen. Wasser einfüllen, gut umrühren, über den eingearbeiteten Verschluss schließen und ca. zehn Minuten warten. Soweit so gut. Etwas problematisch wird es an der Stelle, an der man mit einem (in der Regel) kurzem Löffel oder Göffel an das Essen rankommen möchte: man bleibt mit der Hand irgendwie immer an der Tüte hängen, weil sie so hoch ist und das Essen so tief in ihr. Wir schneiden sie dann immer kürzer, bevor es mit dem Essen losgeht.
Trek'n eat
Trek'n eat ist ebenfalls in einer hohen Tüte nach dem gleichen Prinzip wie Travellunch. Was jedoch hier ganz geschickt gemacht ist: ein zweiter Falz markiert die Stelle, an der man die Tüte kürzt, wenn es ans Essen geht. Sehr schön mitgedacht! Gefällt uns! Der Verschluss für die Garzeit ist jedoch nicht so robust wie bei Travellunch. Vermutlich wegen der großen Wassermenge in unserer Probe.
Tactical Foodpack
Hier ist das Tüten-Konzept anders gelöst: die Tüte ist kurz gehalten, gefiel uns am besten. Kein zweites Aufschneiden u.ä. Aktivitäten. Man hat viel Platz, um mit dem Löffel darin zu hantieren. Perfekte Verpackung.Umweltaspekt
Ja, zu 90% ist das alles irgendwie was mit Aluminium und/oder Plastik. Soll halt auch isolieren. Wir wollen jetzt nicht die Aluminium-Abfälle dem Spülmittel und -wasser., Fertigessen o.ä. gegenüberstellen. Es geht einfach um die Verhältnismäßigkeit. Du musst das für Dich selbst entscheiden, was Du mit Deinem Umweltgewissen vereint bekommst. Dass Du die leere Tüte mitnimmst, ist ja eh Ehrensache unter Bikpackern, oder?Sättigungsgefühl
Vorab: 15 g mehr oder weniger machen jetzt nicht mehr oder weniger satt. Bei einer ordentlichen Bikepacking-Tour ist das eh immer eher zu wenig Essen. Unser Devise: Du musst so lange satt sein, dass Du vor dem wiederkehrenden Hungergefühl eingeschlafen bist. Satt macht jede Tüte Expeditionsnahrung mindestens für ein bis zwei Stunden. Geschmack
Es ist ein Unterschied zur 5 Minuten Terrine. Das vorweg. Es hat auch keines unserer Testprodukte nach Geschmacksverstärker und künstlichen Aromen geschmeckt. Es hat aber auch keines geschmeckt, wie man es bei einer frischen Zubereitung erwartet, klar. Und natürlich ist es eben auch eine subjektive Wahrnehmung. Hier unser Ergebnis:
Travellunch
Sehr gutes Essen, schmeckt jedoch trotz guter Zutaten ein bisschen künstlich. Die Nudeln sind al dente, die Menge ist mit 125 g gerade so ausreichend.
Trek'n eat
Richtig lecker. Hat wirklich richtig gut geschmeckt. Einzig die Nudeln sind sehr weich, was ein bisschen schade ist. Der Geschmack ist jedoch echt top!
Tactical Foodpack
Richtig lecker! Gleichauf mit Trek'n eat nach meinem Geschmack. Und was mir besonders gut gefallen hat: die kleine Tüte. Man sieht alles, kommt überall gut ran. Top gemacht!Fazit
Jetzt könnte man natürlich sagen: "warum nicht gleich eine Tüte Fertigessen wie z.B. Express-Menü mitnehmen? Ist zwar schwerer, aber das Wasser schon drin!". Ja - ist erstmal richtig. Dehydrierte Nahrung ist im Regelfall jedoch eher die Notversorgung. Wir nehmen Expeditionsnahrung mit, wenn wir auf Nr. Sicher gehen wollen (z.B. bei der
Grenzsteintrophy am Grünen Band). Klein, kompakt, leicht. Expeditionsnahrung ist eine von vielen Varianten der Ernährung unterwegs. Und es fühlt sich ganz gut an, immer eine Tüte in der Arschrakete zu haben. Eben zur Sicherheit. In Sachen Geschmack und Effizienz sollte man sich jedoch die Zeit nehmen, ordentlich durchzuprobieren und zu testen.
Wir haben einen Rechenfehler in unserer Tabelle korrigiert. Wir danken unserem Leser Michael G. für den Hinweis!
Chris